"Ab in die Mitte! Die City-Offensive Sachsen"
Im Kaisersaal des Hotels Kaiserhof in Radeberg als Gastgeberstadt startete am 15.03.2019 mit der Auftaktveranstaltung der diesjährige Wettbewerb der Innenstadt-Initiative “Ab in die Mitte! Die City-Offensive Sachsen” unter reger Beteiligung von Städtevertretern, Vertretern von Initiativen und Vereinen, Sponsoren und Politik.
Vor Beginn der Veranstaltung hatten die Gäste Gelegenheit, an einer einstündigen Stadtführung mit dem Radeberger Original Bierkutscher Ernst teilzunehmen. Sein erster Arbeitstag liegt im Übrigen über 100 Jahre zurück. Mit Rückblick auf seine 40 Jahre Berufserfahrung hatte Ernst viel zu erzählen. Bierkutscher Ernst brachte – ganz mit dem Herzen dabei – die Schönheiten seiner kleinen gemütlichen Stadt mit einer traumhaft schönen Umgebung den Teilnehmern nahe. Ohne Frischgezapftes ging es zu Fuß mit interessanten Begebenheiten über die Stadt und deren Geschichte vom Kaiserhof durch die leider nicht mehr vorhandenen Stadttore über den Marktplatz Richtung Schloss Klippenstein, welches das eindrucksvollste Baudenkmal der Stadt Radeberg ist. Zum Abschluss der Führung ging es in den prunkvollen Kaisersaal, in dem das gesellschaftliche Leben von Radeberg pulsierte, rauschende Feste gefeiert wurden, sowie Konzerte und Kinoabende stattfanden. Der Kaisersaal wird heute als das bekannte Radeberger Biertheater genutzt.
Ganz nebenbei erwähnte Ernst, dass Radeberg in diesem Jahr sein Jubiläum – 800 Jahre Ersterwähnung – feiert. In der Stadt werden über das ganze Jahr verschiedene Veranstaltungen zum Jubiläum angeboten. Die eigentlichen Festtage finden im Zeitraum 29.05.2019 bis 02.06.2019 statt.
Nach der Stadtführung wurde der Städtewettbewerb mit dem Grußwort vom Amtschef für Kommunales, Bau- und Wohnungswesen im Sächsischen Staatsministerium des Inneren, Herrn Thomas Rechentin, in Vertretung des Sächsischen Staatsministers des Inneren und Schirmherr, Prof. Dr. Roland Wöller, eröffnet. Im Anschluss an die Grußworte gab er das diesjährige Wettbewerbsmotto „Kreatives Handeln in Erlebnis wandeln“ bekannt. Mit dem entsprechenden Impulsvortrag von Christian Rost als Leiter Kreatives Sachsen – das Sächsische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft wurden die Vortrags- und Diskussionsrunden eingeleitet. Als erste Fördereinrichtung dieser Art in Deutschland wurden für das neue Motto den Teilnehmern verschiedene Hilfestellungen an die Hand gegeben, das Motto umzusetzen und die Kreativität der Stadt sowie deren Bürgern zu nutzen, um die Stadt als Erlebnis zu gestalten.
An der anschließenden einstündigen Diskussionsrunde Erhalten, Erkunden, Erleben nahmen unter der Moderation von Prof. Ronald Scherzer-Heidenberger von der HTWK Leipzig der Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Radeberg Gerhad Lemm, Jörg Jeromin als Bürgermeister der Stadt Strehla und Raphael Kürzinger als Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Reichenbach im Vogtland teil. Anschaulich wurden von den Bürgermeistern die Probleme der kleinen und großen Städte oder Gemeinden nahegebracht, mit denen sie zu kämpfen haben. Sei es nun der finanzielle Rahmen, der oftmals bei den kleineren Städten weit geringer ausfällt und sie in der Entwicklung bremst oder auch die Probleme mit den übergeordneten Behörden, welche die Umsetzung von Projekten erschweren. Großes Thema war der Leerstand der Innenstädte und die Schwierigkeiten, diesem entgegenzutreten. Der Bürgermeister der Stadt Strehla brachte souverän den Teilenehmern unsere kleine Stadt nahe, erläuterte die Vorzüge und Nachteile der kleinen Stadt und sprach offen über die vorhandenen und nicht vorhandenen – auch finanziellen – Möglichkeiten der Stadt, diese attraktiver zu gestalten. Zudem wurden die bisherigen erfolgreichen Teilnahmen am Städtewettbewerb dargestellt und diskutiert. Wie die prämierten Projekte umgesetzt werden konnten oder auch die Projekte, welche nicht prämiert wurden. Sehr ernst wurde von unserem Bürgermeister das Thema der finanziellen Mittel für gewünschte Projekte dargestellt und dass stets die Abwägung vorgenommen werden muss, was für die Stadt aufgrund der beschränkten Mittel im Moment wichtiger in der Umsetzung ist. Auf was man zunächst verzichten muss oder an welchen Maßnahmen Geld eingespart müsse, um andere Maßnahmen sinnvoll umzusetzen. Klar bleibt jedenfalls, dass die Stadt gerne mehr machen würde und bei der Umsetzung oft auf Fördermittel angewiesen ist, welche nicht so großzügig bereitgestellt werden, wie es gewünscht wäre. Als schwierig stellte sich bei jeder Bürgermeister heraus, die Prioritäten der Stadt den Bürgern verständlich nahe zu bringen, da die Verwaltungsabläufe für den freien Handlungsspielraum der Städte durch viele – fast zu viele – Normen geprägt ist, deren Nachvollziehbarkeit oftmals für die Bürger schwierig ist. Verdeutlicht wurde in der Runde, dass die Städte, ob groß oder klein, nur mit und von ihren Bürgern jeden Alters lebt und überleben kann. Das dies bei kleinen Städten und Gemeinden von größerer Bedeutung ist, stand außer Frage. Städte wie Strehla können nur mit engagierten Bürgern attraktiver und lebenswerter werden. Mit viel Eigenleistung und Freizeit werden hier Projekte gestemmt und umgesetzt. Dies fand auch Anerkennung bei den „Großen“, welche sich bspw. Firmen mit der Realisierung zur Stadtentwicklung und Umsetzung leisten können. Der jährliche Städtewettbewerb stellt dabei eine der idealen Möglichkeiten dar, die Städte zusammenzurücken, voneinander zu lernen und die guten und schlechten Erfahrungen auszutauschen.